Napoleonstage - Heimatmuseum-Kostheim.de

55246 Mainz - Kostheim
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                                   Eine rheinische Gemeinde,
                 die die Verehrung Napoleon I. beibehalten hat

Die Gemeinde Kostheim, nahe Mainz, ist der einzige Ort der Welt, in dem ein
Trauergottesdienst für Napoleon I. abgehalten wurde, nachdem sein
überraschender Tod auf der Insel Helena am 05.05.1821, in Europa bekannt
wurde. Und diese Feier wurde aus einer wahren und tiefen Verehrung heraus
inspiriert. Der große Kaiser hatte der Gemeinde Kostheim, gegenüber von
Mainz am Main gelegen, großen Vorteil zuerkannt, in dem er sie für 15 Jahre
von den Kriegssteuern befreite, ebenso die Abschaffung der Brückensteuer, die
bis 1914 bestand. Aus Achtung bewahrte die Gemeinde Kostheim "ihrem
Kaiser" die Treue über den Tod hinaus. Nachdem der Tod Napoleons bekannt
wurde, untersagte Ludwig der XVIII. aufs strengste jede Gedenkfeier. In Wien
mußte sogar die engste Familie Napoleons auf einen Trauergottesdienst
verzichten. Nur in Kostheim wurde der Kaiser nicht vergessen. Als die Nachricht
vom Tode Napoleons dort eintraf, rief der Pfarrer von Kostheim, H. Johann
Baptist Hennrich, die Gemeinde zusammen und orgarnisierte eine kirchliche und
zivile Feier, die überall die größte Überraschung hervorrief. In Kostheim war
die Begeisterung derart, daß in der Folgezeit jedes Jahr bis zum Tod von
Pfarrer Hennrich 1859 ein Gedenkgottesdienst gefeiert wurde. Die
"Napoleonstage" fanden bis zum Tod des letzten Repräsentanten der "alten
Garde" 1866 statt.

Pfarrer Hennrich wurde in ganz Frankreich bekannt. Die alten Veteranen, die
unter Napoleon gedient hatten, verehrten sein Bild, das man überall fand. Kurz
nach dem ersten Gedenkgottesdienst kam ein Fuhrunternehmer aus Straßburg,
der Waren nach Mainz brachte und sich bei der Gelegenheit ein Bild vom
Pfarrer von Kostheim verschaffte. Dieses wurde in Straßburg reproduziert und
zu tausenden und abertausenden Exemplaren vervielfältigt. In ganz Frankreich
sprach man mit Respekt vom "guten Pfarrer Hennrich und seiner Gemeinde".

Als Napoleon III. den Thron bestieg, ließ er durch einen französischen Minister
in Darmstadt nachfragen, ob Pfarrer Hennrich noch lebe und als das bestätigt
wurde, ließ er dem Pfarrer das Kreuz der Ehrenlegion überreichen. Das
Napoleonsfest wurde jedes Jahr, nicht mehr im Juli, aber am 15. August
gefeiert.

             Übersetzung aus der Metzer Zeitung "Le Lorrain" vom 09. Mai 1925

                                                                               Kilian - Chronik 1925


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