Heimatverein Kostheim e.V.
Herbstfahrt des Heimatvereins
Am 9. November 2016 starteten Mitglieder und Freunde des Heimatvereins Kostheim e.V. zu ihrer Herbstfahrt, die Kunst und Kultur als Hauptbestandteile enthielt. Der 1. Vorsitzende des Vereins Holm Collofong und das Vorstandsmitglied Franz Haus hatten das Programm zusammengestellt: zunächst Besuch bei Pater Ludwig im Pallottiner-Kolleg in Rheinbach; danach Fahrt zur Abtei Maria-Laach und am Abend Einkehr in Ingelheim. Bei durch Wolken verhangenem Himmel machte man sich auf den Weg, doch die Stimmung im Bus wurde durch den Vortrag kleiner humorvoller Anekdoten durch Sigrun Collofong aufgehellt. Während des weiteren Fahrtverlaufs stimmte Sigrid Gebhardt die Reisegruppe auf den Besuch bei Pater Ludwig ein: „ Pater Franz-Josef Ludwig lebt seit 54 Jahren im Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Rheinbach südlich von Bonn. Er wurde 1934 in Mainz geboren und lebte als Kind und Jugendlicher in der Kostheimer Siedlung, wo er nach seiner Priesterweihe 1960 seine Primiz in der Kirche Maria-Hilf feierte. 1962 trat er seinen Dienst als Seelsorger und Erzieher im Pallottiner-Kolleg an. Als freier Künstler stellte er Predigttexte, Lebensweisheiten und Anekdoten in einer Schriftenreihe zusammen .Aus seinem bildnerischen Schaffen besitzt das Kostheimer Heimatmuseum eine Reihe eindrucksvoller Skulpturen. Auch das Tonmodell zur Bronzeskulptur „Abschied“, mit der Pater Ludwig Berühmtheit erlangte, wird im Heimatmuseum präsentiert. Dieses Kunstwerk wurde 2013 im Rahmen eines Festaktes in der Gedenkstätte für die Gefallenen des 1. Weltkriegs in Verdun aufgestellt.“
Der Besuch aus Kostheim wurde von Pater Ludwig schon an der Pforte des Kollegs mit großer Herzlichkeit empfangen. Er ist zurzeit leider auf einen Rollstuhl angewiesen, was er aber sehr gelassen und geduldig hinnimmt. Zunächst begleitete er die Gruppe zur Pallotti-Kirche, die dem Kolleg angeschlossen ist und erläuterte dort die Entstehungsgeschichte. Die Kostheimer waren überrascht von der Größe, Konstruktion und Gestaltung des Gotteshauses aus dem Jahre 1971. Pater Ludwig erklärte: „Wie ein schützendes Zeltdach umfängt die Kirche den Besucher. Durch die ausgezeichnete Akustik ist die Pallotti-Kirche auch oft ein Ort für Konzerte“. Das Kolleg ehrte das Schaffen Pater Ludwigs, indem die von ihm geschaffene Bronzeskulptur „Vinzenz Pallotti“ in der Kirche einen Ehrenplatz erhielt.
Pater Ludwig sprach hier ein Gebet und beendete damit die Führung. Die Gruppe machte sich anschließend mit ihm auf den Weg zu einem Konferenzraum, wo man sich gemeinsam zum Frühstücken und Plaudern niederließ. Holm Collofong und seine Helferinnen und Helfer hatten ein leckeres „Kostemer Frühstück“ vorbereitet, das allen ausgezeichnet mundete. Pater Ludwig nutzte die Gelegenheit, sich mit einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an „alte Zeiten“ in der Siedlung und der Maria-Hilf Pfarrei zu erinnern. Viele Kostheimer besichtigten das Atelier und den „Tonkeller“, wo P. Ludwig heute noch arbeitet. Beim Abschied zeigte sich Pater Ludwig sehr bewegt über den Besuch des Heimatvereins. Er schenkte dem Verein als Zeichen des Dankes für die Sammlung im Kostheimer Heimatmuseum die Tonskulptur „Omas Heimtransport“. Sie symbolisiert ein Ereignis aus dem Jahre 1945, als er selbst mit seiner Schwester die Großmutter auf einem Leiterwagen vom Taunus nach Kostheim holte.
Beeindruckt von der Persönlichkeit und dem Schaffen des Pallottinerpaters Franz-Josef Ludwig machte sich die Reisegruppe auf den Weg zur Benediktinerabtei Maria-Laach. Leider meinte es Petrus nun gar nicht mehr gut mit dem Heimatverein, denn es begann in Strömen zu regnen. Glücklicherweise konnte man sich zunächst im Besucherzentrum der Abtei einen Film anschauen mit dem Titel: „Ein Tag im Kloster“. Er bot eine Menge an Informationen zur Geschichte der Abtei und dem Leben der Mönche heute.
Die Kostheimer Besucher erfuhren, dass die Benediktinerabtei Maria-Laach eine hochmittelalterliche Klosteranlage ist. Sie wurde zwischen 1093 und 1216 als Stiftung des 1. Pfalzgrafen bei Rhein, Heinrich II. von Laach und seiner Frau Adelheid erbaut. In der Klosterkirche ist heute noch die prachtvolle Grabstätte des Erbauers zu sehen. Kloster und Kirche wurden im Inneren immer wieder verändert. Zudem kam es durch politische Entscheidungen recht oft zu wechselnden Besitzverhältnissen. 1802 verfügte das Edikt Napoleons zur Säkularisation die Aufhebung der Abtei durch die französische Verwaltung. Nach dem Wiener Kongress ging sie 1815 in preußischen Staatsbesitz über. Nach dem Verkauf der Ländereien an eine Trierer Familie erwarben die Jesuiten 1863 den Komplex. Sie mussten während der Zeit des Kulturkampfes alles wieder aufgeben.
Die Beuroner Kongregation des Benediktinerordens erhielt von Kaiser Wilhelm II, der auch König von Preußen war, die Erlaubnis zur Übernahme der Abtei. Wilhelm II wirkte entscheidend bei der Gestaltung der Hauptapsis der Klosterkirche mit. Er veranlasste eine großartige Mosaikarbeit, die dort Christus als Pantokrator ( Weltenherrscher ) im Stil der byzantinischen Kunst darstellt. Als Vorbild für diese Arbeit gilt die Kathedrale von Monreale auf Sizilien.
Heute besitzt die Abtei eine Reihe von Wirtschaftsbetrieben, wie z.B. Gärtnerei, Biobauernhof, Handwerksbetriebe, Kunsthandel und touristische Einrichtungen.
Pater Albert zeigte der Kostheimer Besuchergruppe als besonderen Höhepunkt die Klosterbibliothek, die zu den schönsten Bibliotheken Deutschlands aus dem 19.Jh. gehört. Nach der Säkularisation 1802 blieb von der einst prachtvollen Bibliothek kaum etwas erhalten. 3700 Bände gingen für das Kloster verloren. Das Gebäude war verwüstet. Die Jesuiten bauten im 19.Jh. neue Räume, und nach der Übernahme des Klosters durch die Benediktiner füllten sich die Regale schnell mit Hilfe von Stiftungen und Ankäufen. Heute zählt die Bibliothek ca. 260.000 Bände in vielen Sprachen. Der ältere Teil des Bestandes hat seinen Standort in der nach strengen Regeln der Denkmalpflege restaurierten Jesuitenbibliothek erhalten. Sie ist nach der Totalrenovierung erst seit Sommer 2016 wieder zugänglich. Die Kostheimer bestaunten den hohen Raum mit der ausgeklügelten Beleuchtung, den wunderschönen alten Holzregalen und der filigran gearbeiteten, schmiedeeisernen Treppe.
Nicht alle Besucher folgten Pater Albert beim weiteren Rundgang über freies Gelände, da sich der Regen zu einem Wolkenbruch entwickelt hatte. Man zog sich in die Wärme der Klosterkirche zurück und lauschte dort einer Andacht von niederländischen protestantischen Gläubigen mit eigenem Orchester, Chor und Prediger.
Mit dieser Fülle von neuen Kenntnissen über Geschichte und Kultur verließ die Kostheimer Gruppe Maria-Laach, um nach dem Geist auch den Leib zu stärken. Man steuerte in Ingelheim das Brauhaus „Zum Goldenen Engel“ an. Ein einladend helles Gebäude mit bodentiefen Fenstern und moderner Innenausstattung erwartete die hungrigen und durstigen Gäste. Schnell entschied man sich für ein dort gebrautes Bier und eines der deftigen Gerichte. Die Tagesfahrt des Heimatvereins Kostheim klang bei angeregten Gesprächen gemütlich aus. Holm Collofong dankte dem versierten Busfahrer Heinz und allen Fahrtteilnehmern für den harmonischen Tag. Der Vereinsvorstand freut sich schon darauf, im Jahr 2017 eine Mehrtagesfahrt für Mitglieder und Freunde des Vereins zu organisieren.
Text: S. Gebhardt Fotos: M. Voirin u. F. Haus