300 Jahre Rübenkapelle - Heimatmuseum-Kostheim.de

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                                    300 Jahre Rübenkapelle
 
Die Rübenkapelle an der Ecke Steinern Straße / Oberer Sampelweg wird aus-
weislich der Inschrift dieses Jahr 300 Jahre alt.
 
Ihren Namen hat die Kapelle vom Rübenberg, an dessen Hang sie steht.
Sie ist als einfaches Heiligenhäuschen ein Zeichen christlicher Volksfrömmigkeit
und Besinnung. Der ca. 1,9 x 2,1 m messende Bau hat eine Firsthöhe von
ca. 3 m.
 
Der kleine Vorraum wird durch die Vorderkante eines Altartisches und ein
darüber angebrachtes Schutzgitter aus Flacheisen in zwei Teile geteilt.
 
Hinter dem Gitter sieht man über dem Altar ein Sandsteinrelief, das
waagerecht in drei Teile unterteilt ist.

 
 
           
 
 

Die farbig gefasste Darstellung zeigt oben einen Muschelbaldachin.
 
Darunter folgt eine Szene, in der der links stehende Christus dem rechts
knienden Petrus die Himmelschlüssel übergibt. Damit haben wir hier eine
bildliche Darstellung der Bibelstelle Mt 16, 18-19 vor uns.

Dort heißt es:
Tu es Petrus                                             Du bist Petrus
et super hanc petram                         und über diesem Felsen
aedificabo Ecclesiam meam                werde ich meine Kirche bauen
et portae inferi non praevalebant        und die Pforten des Totenreiches sollen
adversus eam:                                  sie nicht überwältigen
et tibi dabo claves regni caelorum       und ich werde Dir die Schlüssel des
                                                      Reiches der Himmel (über)geben
 
Dass Christus mindestens zwei Schlüssel übergibt ist auf dem Relief deutlich
zu sehen. Damit ist die Kapelle dem Hl. Petrus, dem Namenspatron des Stifters,
gewidmet.
 
In der unteren Darstellung stehen an den Seiten je eine Figur in einem
einer römischen Tunika ähnlichen Gewand, links eine Frau, rechts ein Mann.
Sie flankieren ein ovales mit Palmzweigen umrahmtes Feld, das die Stifter-
inschrift trägt:
                                           diesen Bildstock hat
                                      zu ehren aufrichten lasen
                                        der ersame Rath Peter
                                   Rausch burger un d schmid zu
                                      Chostheim und sein Sohn
                                        Johanes Rausch sein
                                        im Herrn entschlaffen
                                             anno 1723 jar
 
Der Stifter Peter Rausch, Bürger von Kostheim, war Rat (also Mitglied des
Gerichtes) und Schmied. Er hat dieses kleine Heiligtum zum Gedächtnis
an seinen verstorbenen Sohn Johannes errichtet. Dieser war allerdings
schon, wie Heimatvereinsmitglied Ulrich Schmielewski schon vor
etlichen Jahren recherchiert hat, schon vor 1715 gestorben, da für dieses
Jahr ein Jahresgedächtnis überliefert ist.
 
Die Familie Rausch war wohl schon länger in Kostheim ansässig. In
Hebregistern (Steuerlisten) von 1668, die sich in Kopie im Archiv des
Heimatvereines befinden, werden bereits ein Peter Rausch und ein
Johannes Rausch genannt. Ob es sich hier um eine oder zwei Familien
handelt und in welchem Verhältnis sie zu unseren Personen stehen,
entzieht sich unsrer Kenntnis.
 
Nachdem das Kapellchen regelrecht über Jahrzehnte vor sich hin
dämmerte, wurde zu Beginn der 1980er Jahre der Heimatverein
Kostheim aktiv, das Kleinod aus dem Dornröschenschlaf wach zu küssen.
Dank einer großzügigen Spende konnte der Verein die Renovierung in
Angriff nehmen, die im Juni 1982 mit einer feierlichen Einweihung
abgeschlossen wurde.
 
In der Folgezeit wurde vom Heimatverein und Kostheimer Landwirten
der alte Brauch zum Erntedank einen Ährenstrauß am Rübenkapellchen
nieder zu legen, wiederbelebt.
 
Um die Instandhaltung kümmert sich weiter der Heimatverein.
 
Nach einer Schändung 2010 (die Zeitung berichtete), bei der das
Kruzifix auf der Rückseite gestohlen wurde, wurde die Kapelle 2015
zuletzt umfassend renoviert.
 
 Thomas Frey M. A.
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