Heimatverein Kostheim e.V.
Kultur und Genuss in Oberbayern
Das Hotel „Zur Post“ in Rohrdorf, Landkreis Rosenheim, war vom 2.5.-7.5.2017 Ausgangspunkt für die Jahresfahrt des Kostheimer Heimatvereins zu verschiedenen Zielen in Oberbayern. 53 Mitglieder und Freunde des Vereins fanden sich am Morgen des 2.Mai am Kostheimer Weinbrunnen ein. Petrus meinte es zum Reisestart nicht gut mit der Gruppe, denn es regnete kräftig. Doch die lebhafte Begrüßung der Gäste durch den Vereinsvorsitzenden Holm Collofong und die Vorführung einiger Videos zu Reisen in den vergangenen Jahren ( Richard Haus ) vertrieben alle trüben Gedanken. Auf dem Weg nach Süden besserte sich das Wetter, und bald fand Busfahrer Heinz einen Rastplatz, wo die Kostheimer ihr sehnlich erwartetes „Kostemer Frühstück“ auftischen konnten. Frisch gestärkt und entspannt lauschte man im Bus dem „Touristengebet“, hervorragend vorgetragen von Sigrun Collofong. Zur Unterhaltung der Reisegäste ließ sie kleine Pakete im Bus herum reichen, deren Inhalt erraten werden musste. Dabei war viel Fantasie gefragt, aber clevere Leute fanden jedes Mal die Lösung und durften den Gegenstand behalten.
Auf dem Weg nach Rohrdorf gab es einen Besichtigungsstopp in Augsburg mit dem Motto: „Auf den Spuren der reichen Fugger“. Zwei örtliche Führerinnen nahmen die Gruppe vor dem prächtigen Augsburger Rathaus in Empfang, gaben einen kurzen Einblick in die Stadtgeschichte und machten sich mit den Besuchern auf den Weg zur Fuggerei. Die Kostheimer erfuhren, dass Jakob Fugger der Reiche 1521 die Fuggerei als Wohnsiedlung für bedürftige Bürger Augsburgs gestiftet hatte. Sie besteht aus einem Ensemble mit acht Gassen und sieben Toren; eine „Stadt in der Stadt“. Heute ist sie die älteste Sozialsiedlung der Welt und wird durch die Stiftung der Fugger Nachkommen finanziert. Derzeit wohnen 150 Menschen dort, die 0,88Euro Jahreskaltmiete zahlen und täglich drei Gebete für den Stifter und die Familie Fugger beten sollen.
Schnell war danach das Hotel in Rohrdorf erreicht, wo schon die Tische für das gemütliche Abendessen gedeckt waren. Das „Begrüßungsschnapserl“, serviert von der Hotelchefin, wurde dankbar entgegen genommen.
Am nächsten Morgen übernahm Markus aus Oberaudorf, nach eigenen Aussagen passionierter Bergsteiger, ehemaliger Skilehrer und Reiseleiter, die Führung der Kostheimer Reisegruppe für die Zeit des Aufenthalts in Oberbayern. Mit seiner sonoren Stimme und dem bayrischen Zungenschlag gewann er sofort die Herzen der Reiseteilnehmer. Sein umfangreiches Wissen zur Geschichte, Landschaft und Brauchtum der verschiedenen Zielorte begeisterte die Zuhörer. Kleine Anekdoten und Witze machten seine Erzählungen abwechslungsreich und ließen keine Langeweile aufkommen.
Das Berchtesgadener Land stand als erstes Ziel auf dem Programm. Die Kostheimer lernten, dass die Salzgewinnung und der Salzhandel die Region, z.B. Bad Reichenhall, in der Vergangenheit reich gemacht hatten. Salz wurde früher „weißes Gold“ genannt. Mit Blick auf das herrliche Gebirgspanorama erreichte man Berchtesgaden und den Königssee. Das Watzmann Massiv lag mit schneebedeckten Gipfeln im Sonnenschein. Die Schiffstour über den klaren Königssee mit seiner hervorragenden Wasserqualität führte nach St. Bartholomä. Natürlich durfte während der Fahrt das „Echo vom Königssee“ nicht fehlen. Vor der „Echowand“ brachte der Bootsführer mit einem Flügelhorn das Echo zum Erklingen. Applaus und Trinkgeld der Gäste waren ihm sicher.
In Ruhpolding wartete das urige Café „Windbeutelgräfin“ auf die Reisenden. Schon der Anblick der appetitlichen, riesigen Lohengrin-Windbeutel, hergestellt und serviert nach einem Rezept von 1729, ließ jedem das Wasser im Mund zusammen laufen.
Der Abend dieses erlebnisreichen Tages klang entspannt aus, denn auf die Gäste wartete ein „Überraschungsbuffet mit bayr. Schmankerln“ im Hotel.
Die Tour am folgenden Tag führte nach Bad Tölz und zum Tegernsee. Tölz, an der „Salzstraße“ gelegen, erhielt 1331 das Marktrecht. Schon im Mittelalter erlangte der Ort Bekanntheit durch die Fähigkeiten seiner Handwerker und Künstler, die bunt bemalte Möbelstücke herstellten. Nach dem Auffinden einer Jodquelle durfte sich der Ort ab 1899 „Bad Tölz“ nennen. Im Ortsbild bewunderten die Besucher die Lüftlmalerei an den Patrizierhäusern und die sehenswerte Marktstraße. Einige Kostheimer stiegen mit dem Reiseleiter hinauf zum Kalvarienberg mit fünf Kreuzwegkapellchen und einer riesigen Kreuzigungsgruppe. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Leonhardikapelle, zu der sich alljährlich am 6. Nov. ein großer Zug von Wallfahrern begibt; viele Teilnehmer zu Pferd und in Tölzer Tracht – die weltweit berühmte Tölzer Leonhardi-Fahrt. Vom Kalvarienberg genossen die Ausflügler den Blick auf das herrliche Landschaftsbild, geprägt von der Stadtanlage, dem Isartal und der Bergwelt.
Der Bus brachte die Gruppe weiter zum Tegernsee, dem Ausflugsziel der Münchner und Wohnsitz vieler Prominenter, weshalb er von den Einheimischen den Spitznamen „Lago di Bonzo“ erhielt. Im Ort Tegernsee gab es eine Führung in der Klosterkirche St. Quirin (11.Jh.) des ehemaligen Benediktinerklosters (8. Jh.). Der bedeutende Barockmaler Asam stattete die Kirche mit Deckenfresken aus, die die Legende des Kirchenpatrons erzählen.
Direkt neben der Kirche im „Bräustüberl“ des herzoglich bayrischen Brauhauses war Mittagspause angesagt. Eine Rundfahrt um den Tegernsee und den Schliersee schloss sich an, bevor man über die Queralpenstraße das Sudelfeld, das größte Almgebiet Deutschlands erreichte. „Ohne schnaufen und plagen in die Höhe von 1123m (mit dem Bus)“, so das Motto des Reiseleiters Markus. Die Mitglieder und Freunde des Heimatvereins konnten die prächtige Aussicht bei einem Gläschen Wein oder einem Obstler auf sich wirken lassen. Hinab ging es entlang maigrüner Wiesen und dichter Wälder nach Oberaudorf und von dort zum Hotel.
Bei regnerischem Wetter brach die Gruppe am vierten Reisetag zum Chiemsee auf. Doch schon in Prien am Chiemsee zeigte sich der Himmel in weiß-blauem Glanz und die Plätze auf dem Außendeck des Schiffes „Irmengard“ waren begehrt. Es brachte die Passagiere zur Fraueninsel mit der Klosteranlage der Benediktinerinnen. Die Gebäude werden heute überwiegend als Tagungszentrum genutzt. Die Klosterkirche St. Maria ist ein beliebter Ort für Trauungen, und so waren einige Hochzeitsgesellschaften in bayr. Tracht zu bewundern. Für die Kostheimer ging es mit dem Schiff zurück nach Herrenchiemsee, wo sich natürlich eine Führung durch das „Neue Schloss“ Ludwigs II. anbot. Die junge, sachkundige Führerin erklärte, dass der Bau 1878 begonnen und 1886 wegen Geldmangels eingestellt wurde. König Ludwigs II. Wunschtraum war, ein Schloss von der Großzügigkeit und dem Prunk des Schlosses von Versailles zu errichten. Schließlich blieb sein Schloss ein Torso; vom geplanten Park wurde nur die Mittelachse mit den grandiosen Wasserspielen fertig gestellt.
Nach einem Spaziergang erholten sich viele Reiseteilnehmer auf der Terrasse der „Schlosswirtschaft“.
„Es ist einfach herrlich hier“, so ihr Kommentar. In bester Laune erreichte man auf der Weiterfahrt einen Aussichtspunkt mit Blick auf das Priental, den Chiemsee und, und…. Alle waren überwältigt von der schönen Landschaft ! Heribert Götz ließ sich nicht lange bitten und spielte die „Europahymne“ auf der Mundharmonika. Sogar eine Hochzeitsgesellschaft unterbrach ihre Vorbeifahrt, schloss sich den fröhlichen Kostheimern an, und man prostete sich mit einem Gläschen Wein auf eine glückliche Zukunft aller zu.
Am vorletzten Reisetag wurden die Kostheimer frühmorgens um 5Uhr durch mehrere kräftige Böllerschüsse geweckt. Sie galten allerdings nicht ihnen, sondern einem Brautpaar, das im Hotel übernachtete. Die Reisegruppe nahm es mit Humor und begab sich auf die Fahrt zum Kloster Andechs.
Markus hatte aus diesem Anlass seine bayr. Tracht angelegt und sorgte sogleich mit einem bayr. Sprachkurs für gute Stimmung im Bus. Am Starnberger See vorbei erreichte die Gruppe den Ort Andechs. Die Klosterkirche, das Kloster und die alte Brauerei liegen etwas außerhalb auf dem „Heiligen Berg“. Nach dem Aufenthalt im sonnigen, beliebten Biergarten folgte eine Führung zur Klosterkirche und die frühere Brauerei. Viele Pilgergruppen besuchen jedes Jahr die Kirche mit dem Gnadenbild der thronenden Madonna aus dem 15.Jh.. Das Kircheninnere erstrahlt heutzutage in festlichem Rokokostil.
Mit dem Spruch „Genuss für Leib und Seele“ wirbt die Klosterbrauerei für ihr Bier, gebraut nach dem bayr. Reinheitsgebot, und es schien auch den Besuchern aus Kostheim gut zu schmecken.
Auf dem Rückweg nach Rohrdorf kamen die Reisenden ein letztes Mal durch die Landschaft des Rosenheimer Beckens, gesäumt von der eindrucksvollen Bergkulisse (z.B. Wendelstein). Eine Gegend, die von Reiseleiter Markus als „gelobtes Land“ bezeichnet wurde. Mit einigen Anekdoten in bayr. Mundart verabschiedete er sich von den Gästen. Der Kostheimer Heimatverein dankte ihm mit kräftigem Applaus für die harmonischen gemeinsamen Tage.
Der Abend klang für die Gruppe mit einer „Fackelwanderung“ und einer gemütlichen Schnapsverkostung aus. Nun war Kofferpacken angesagt, denn am nächsten Morgen stand der Bus zur Heimfahrt bereit. Die Fahrt wurde in Ulm unterbrochen, um den Teilnehmern die Gelegenheit zu geben, das Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt zu besuchen.
Von Ulm aus ging es zügig bis zum Kostheimer Weinbrunnen. Holm Collofong dankte Busfahrer Heinz für seine umsichtige Fahrweise und Franz Haus für die durchdachte Planung der Fahrt. Franz Haus gab Dank und Lob weiter an Sigrun und Holm Collofong für ihre große Einsatzbereitschaft zugunsten des Heimatvereins Kostheim.
Die eindrucksvolle Jahresfahrt ist beendet, aber der Vereinsvorstand blickt nach vorn auf einige kulturelle Veranstaltungen 2017/2018 und die Durchführung des Brunnenfestes in der Zeit vom 8.-10. September 2017 nach dem Motto „Der Heimatverein lädt alle ein, beim Brunnenfest dabei zu sein!“
( Text: Sigrid Gebhardt )